Sonntag, 10. Januar 2016

Glückstag auf stürmischer See

Heute werden wir von starkem Wind und entsprechenden Wellen begleitet. Die Sonne lässt sich ab und zu blicken, ein kleines bisschen Regen auch.
Nur mit viel Anstrengung komme ich um den Bug herum, muss mich und alles an mir festhalten... 
Das werden heute keine 10.000 Schritte werden...
Meine kleinen Hörgeräte habe ich nachlässig in ein buntes Tascherl gesteckt. Der Wind bauscht sich nämlich mit deren Hilfe zum Orkan in meinen Ohren auf. Das ist mir ein eindeutig zu viel.
Als alles an mir flattert, habe ich plötzlich nur noch einen statt zwei Tascherlhenkel über der Schulter.
(Tascherl : Lieblingswort meines immer dementer werdenden Vaters, der seine Frau damit zur Weißglut brachte ) 
Und das Tascherl ist leer.
Vor meinem inneren Auge schweben die beiden Vermissten schon die 4.000 bis 5.000 Meter zum Meeresboden hinab. Keinem Meerestier würden sie zu besserem Gehör verhelfen. Es wäre also ein sinnloser Verlust.


Aber, wenn man einen Glückstag hat, dann versucht man, seine Fassung zu bewahren und stemmt sich gegen den Wind.


Rund um den ganzen Schiffsbug, der auf der allerobersten Ebene einen Kunstfaserteppichbelag hat, muss ich mich kämpfen...
Hinter der Kurve habe ich sie dann entdeckt, wie sie sich nahe beieinander am Teppich festgekrallt haben. 
Mein Glück ist auch, dass kaum jemand bei dem Wind unterwegs war, der sie hätte platt treten können.
Meine Mutter hätte nun dem Heiligen Antonius gedankt. 
Ich glaube, ich bin ihm nun auch etwas schuldig...


Morgen werden wir St. Helena erreichen. Hoffentlich haben sich Wind und Wellen bis dahin etwas beruhigt.

1 Kommentar:

  1. Hallo, liebe Frau Simon,
    obwohl wir bisher nichts von uns hören ließen, verfolgen wir Ihre Berichte mit großem Interesse (Sie wissen ja: "Nichts zu tun, aber keine Zeit!").
    Wir sind sehr beeindruckt von Ihren originellen Fotos, aufmerksamen Beobachtungen und informativen wie auch nachdenklichen Anmerkungen. Sind schon gespannt auf die Fortsetzung!
    Von hier gibt es - außer dem, was Sie sicher über die Nachrichten verfolgen - wenig zu berichten. Nachdem das Wetter wieder etwas gnädiger mit uns geworden war, kündigt sich jetzt nochmals der Winter an. Freuen Sie sich über die angenehmere Umgebung.
    Liebe Grüße, Ihre Ulrike und Georg Homburg

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