Mittwoch, 13. Januar 2016

das Wetter und andere Kapriolen

Denkt man doch , dass man vor Afrika nicht frieren muss.
Frost haben wir nicht gerade, aber ein warmes Jäckchen ist schon hilfreich, wenn der Wohlfühlfaktor erhalten bleiben soll. 
Mit NUR 22 Grad Celsius müssen wir uns zufrieden geben, windgeschützte Plätzchen suchen und den Kaffeebecher vorsichtig tragen.
Ein wenig hat der Kapitän schon die Knoten gedrosselt, damit das Schiff weniger schaukelt.
Wir steuern Namibia an und der Wind treibt die Wellen in die Höhe. Ich kann nur noch auf dem Bett liegend ausdauernd lesen, an Deck fixiere ich besser den Horizont. Ich habe noch ein großes Stück Ingwerwurzel, das soll sich jetzt in meinem grossen Trinkbecher bewähren.

Ab und zu kommt die Sonne raus, brennt einem kurz auf den Pelz, aber Schaukeln tut es permanent. Der Pool schwappt fast über, er gebärdet sich fast wilder als das Meer.


Jeder kann hier nach seinem Geschmack glücklich werden, wie der Kölner sagt: Jede Jeck is anders !
Wir haben die Redseligen, die hart daran arbeiten, einmal die gesamte Gästeschar durchzuarbeiten, 
die Sportlichen, die schon um 7 den Fitnessraum belegen, 
die Bräter, die auf der Liege wie die Hähnchen am Rost rotieren, 
die Schläfer, vor denen ich den Hut ziehe, weil sie es trotzdem zu allen Mahlzeiten und Zwischenmahlzeit schaffen, 
die Bildungshungrigen, die jeden Kurs belegen, 
die Unterhaltungsfreaks, die schon lange vor den Shows konsequent die ersten Reihen belegen, 
die Stänkerer, die Mittagessenschwimmer, Selbstisolierer usw.
Mitreisend ist ein als Lektor eingestellter Mensch. Er hält regelmäßig Vorträge an Bord oder begleitet schon mal einen Ausflugsbus. 
Seine Gemahlin, die auch schon Busse begleitet hat, betätigt sich an Bord, indem sie Werbung für ihre Galerie im Bayrischen macht, in Form von Miniaturausstellungen. Ihr Lieblingsprojekt sind Ikonen.
Ich habe es einmal probiert, an ihrem Wissen teilzuhaben.
Leider kam ich, trotz laufender Ausstellung ohne Besucher weit und breit- außer mir versteht sich- zu unrechter Zeit. 
Sie hatte es sich in ihrem Sessel bequem gemacht, hielt mit der rechten Hand ein kleines blaues würfelförmiges Radio ans Ohr, aus dem Musik tönte. Keine 10 Worte hat sie mir -völlig desinteressiert an Kontaktaufnahme- vor die Füße geworfen, ohne ihre Körperhaltung auch nur 1cm zu verändern. Das Radio verblieb in ihrer Hand am Ohr.
Ich nehme an, dass sie und ihr Mann für diese Reise wenig oder nichts bezahlen. Das zahlen alle anderen Gäste mit, damit sie sich wärend der Schifffahrt bilden können. 
In besagtem Fall wäre die Bildung Einbildung, oder?

Morgen geht es endlich wieder an Land.
Heute ist es langweilig, es gibt nur eine Dauerbeschäftigung, nämlich Essen.
Beim Lesen wird mir schlecht, aber beim Essen auch.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen