Freitag, 8. Januar 2016

Afrikas jüngster Islamischer Staat

5.1.2016
Gambia, laut UN einer der ärmsten Staaten der Welt, ist seit Mitte Dezember 2015 durch Beschluss seines Präsidenten ein islamischer Staat. 


Er will sich damit weiter von der kolonialen Vergangenheit seines Landes distanzieren, Folgen für die 10% Nichtmuslime soll es nicht haben.
Präsident Jammeh, der sich 1994 an die Macht geputscht hat, ist praktizierender Muslim, der häufig mit einer Ausgabe des Koran in der Hand öffentlich auftritt.
Im März 2014 kündigte er an, Gambia werde die englische Sprache als Nationalsprache aufgeben und sich stattdessen für eine afrikanische Sprache entscheiden. Die Ankündigung blieb bislang folgenlos. Unser örtlicher Reiseleiter, der recht differenziert wirkt, sagt : Ich habe Angst, wie es weitergehen wird.
Die Gefängnisse seien voll, die Jungen verließen scharenweise das Land. Die Situation im Land habe sich unter seiner autoritären Herrschaft kontinuierlich verschlechtert. Dieser Präsident sei einer der schlimmsten afrikanischen Diktatoren, sagt er.

Gambia war seit 1888 eine britische Kolonie und erlangte 1965 die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth. Schon im Oktober 2013 kündigte Jammeh den Rückzug Gambias aus dem Commonwealth an.
Mehr als 11.500 Menschen flohen alleine 2014 aus dem kleinsten Staat Afrikas,
der bis auf einen Küstenstreifen ganz vom Senegal umschlossen wird. Die frühere britische Kolonie gehört UN-Daten zufolge zu den ärmsten Staaten der Erde.

Banjul ist die Hauptstadt von Gambia. Im Volksmund wird sie "City of light" genannt, ihr früherer Name war Bathurst, nach ihrem Gründer (1816). Von hier aus hatten die Engländer versucht, den Sklavenhandel einzudämmen.
Sie liegt auf der Sandbankinsel St. Mary's Island, die mit dem Festland verbunden ist.  
Im Jahr 1816 erwarben die Briten den strategisch günstigen Ort am Gambia, der hier in den Atlantischen Ozean fließt. 

Das Tor zur Welt ist neben dem Hafen der einzige Flughafen des Landes, der Banjul International Airport.

Heute habe ich die Stadtrundfahrt gebucht, in der Annahme, dass ich danach noch einmal alleine zum nahe liegenden Markt spazieren werde...
Zuerst besuchen wir "The National Museum of the Gambia", das sehr klein ist. Die Objekte sind eher dürftig präsentiert. Dafür werden wir aber aber ab und zu angeranzt, wir dürften nicht fotografieren, das sei seit neuestem kostenpflichtig.
Die traditionellen Gestalten vor der Tür dürfen gratis aufgenommen werden.

Vom Arch 22, dem mit 35m höchsten Bauwerk der Stadt, hat man einen guten Blick über die Stadt. 


Hier hat der Präsident das Datum seines Putsches -22.6.1994- für 1,5 Millionen US-Dollar verewigen lassen. Da blieb für das Museum nichts mehr übrig...
Hochkommen muss man ohne Fahrstuhl, der ist, wie meistens, außer Betrieb. Zum Glück kann ich mittlerweile die Taschenlampe meines iPhones  bedienen. Auf die Stufen bis nach oben fällt nur gelegentlich ein Lichtschimmer.


Weiter geht's im Galopp. Aus dem Bus heraus kann ich fast nichts sehen. Die Scheibe ist trübe...


Wir fahren zum nahen Fischerdorf Bakau.


Sofort werden wir belagert von jungen Männern, die den smalltalk in deutsch und englisch beherrschen. Rita bleibt mit ihrem argentinisch unbehelligt. 
Haben sie jemandem zB eine kleine Stufe hinauf geholfen, so heften sie sich gnadenlos an  ihn und fordern Geld.
Meinem Schatten entkomme ich schnell durch ein Ablenkungsmanöver.
Zuvor hatte er mir die Barrakudazähne gezeigt.


Dieses Exemplar wurde mir ohne Bedingungen präsentiert.


Der Hund hat sich dem Trubel entzogen. Vor dem nächsten Feuer wird er sich bestimmt wegschleichen.


Die große Batik- Verkaufsveranstaltung in Serekunda, der größten Stadt des Landes, ist auf eine Stunde angesetzt. Ich wäre auch mit 10 Minuten einverstanden gewesen. 


So wie diese Lady wird das kleine Mädchen in 70 Jahren vielleicht auch einmal aussehen.


Der kleine Junge bestaunt gleich sein Foto auf meinem Display und kann sich gar nicht satt sehen.


Kinder darf man gerne fotografieren, wenn man vorher um Erlaubnis gefragt hat. 




Bei Babys erbitten die Mütter, die ich gefragt habe, etwas Geld für das Kind, was bei der Armut keine schlechte Idee ist. Das durchschnittliche Monatseinkommen soll bei 20€ liegen.

Zum Abschluss besuchen wir den Albert- Market.
Die Frauen nehmen dort, wie überall im Senegal und in Gambia, meist Reißaus, sobald sie uns sehen. Ich glaube, dass auch die Masse an Touristen bedrohlich wirken kann, nervig auf jeden Fall. Gleichzeitig 2 Busladungen werden vor dem Markt entleert.


Im Angebot ist alles, was Wasser und Land hergeben.


Fotografieren geht kaum, nur mit Zoom hat man manchmal Erfolg. 


Manche Frauen sind regelrecht aggressiv den Touristen gegenüber, sogar kleine Schuljungen machen schon mal drohende Gesten und bedeuten uns, wir sollen abhauen.


Das habe ich aber nur im Lebensmittelmarkt so heftig erlebt. Dort wo die Souvenirs an die Frau oder den Mann gebracht werden sollen, geht es gleich viel friedlicher zu.


Sieht so Gambias Zukunft aus???Vollverschleierung begegnet mir nur dieses einzige Mal. Bei diesem Menschen, ob Mann oder Frau bleibt mir ein Rätsel, ist kein einziges Stückchen Haut zu sehen. Selbst vor den Augen war schwarzer Stoff.
Vielleicht ein Leprakranker...


Rita hat es geschafft, einen Menschenauflauf im Albert/ Market zu provozieren.
Bereits am Eingang zum Markt habe sie eine Dame im lila Gewand fotografiert. Das jedenfalls behauptet diese und rennt zeternd die ganze Zeit hinter ihr her. Sich keiner Schuld bewusst, hat Rita sie ignoriert, bis die Polizei einschritt. Das Palaver wurde immer lauter.
Die Frau verlangte, das Bild zu löschen, was aber nicht möglich war. Die polizeiliche Überprüfung ergab nämlich, dass Rita zwar ein paar Fotos auf dem iPhone hatte, aber keins von ihr! Nachdem er sich bis weit hinein auf die Kapverden zurück geklickt hat, gibt er ihr entschuldigend das Objekt der Begierde zurück, und wir dürfen hinein in die Souvenirmeile, wo wir eingeladen werden, alles zu fotografieren. Diese Frau sei eine Hexe, hieß es, und wir sollten uns nichts daraus machen.
Ich konnte aus rein dokumentarischen Gründen natürlich nicht anders, als die Szene aufzunehmen... vorsichtshalber aus genügend Entfernung.


Lust auf einen nochmaligen Spaziergang hatte merkwürdigerweise keiner von uns...
Mit einem wunderschönen Sonnenuntergang verabschiedet sich Banjul von uns.


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