Dienstag, 12. Januar 2016

Galeonsfigur, Männerstring und Abendshow


3 Seetage verkündet das Programm. Wir schippern von St. Helena nach Namibia. An Bord geht das Leben seinen Gang und dabei gibt's Sachen, die gibt es gar nicht...


Ein Herr spielt bei Wind und Wetter Galeonsfigur.
Bei Sonne sitzt er schon mal auf dem Boden und reinigt seine Zehenzwischenräume. Die Schuhe stellt er immer ordentlich neben sich. Bei jedem Wetter.
Da er ja seine Positionswechsel gerne auf dem Po rutschend vornimmt, bleibt ihm die Aufmerksamkeit anderer Gäste weiterhin erhalten, die sich nicht vorstellen können, dass er nicht gefallen ist und ihm immer wieder ihre Hilfe anbieten. Ich hatte dieses Vergnügen bereits in der ersten Woche.
Er liegt immer auf dem Laufdeck, zwingt die Läufer also zum Slalom, und bei Sturm muss man seinetwegen das Geländer loslassen, das einem Halt geben soll.
Aber bisher ist noch keiner von Bord geflogen. Es wird ja auch keiner gezwungen, bei Sturm um den Bug zu laufen.


Dass Menschen verschiedenste Bauweisen haben, ist bekannt und auch gut so. Sonst wären wir ja langweilige Clonprodukte... das kommt vielleicht auch noch...
Trotzdem kann ich mich immer noch  wundern, wieviele Arten es gibt, sich ohne Hemmungen und altersunabhängig öffentlich zur Schau zu stellen. 


Ein Herr mit sehr kräftiger Statur zB grillt sich seit dem ersten Sonnenstrahl im wahrsten Sinne des Wortes.
Erst sah die Vorderseite aus wie reif für die Intensivstation, dann hat er dasselbe seiner Rückseite angetan. Immer ganz konsequent in der prallen Sonne.
Nun gibt es auf dem Schiff nur in der Sauna einen textilfreien Raum, nicht aber an Deck.
Jedoch weiß er sich zu helfen.
Zeigefinger rechts schiebt Badehose rechts hinten hoch. Zeigefinger links tut Gleiches auf der linken Seite.
Fertig ist der Stringtanga, und ab geht's auf den Bauch. 
Die spindeldürre bronzefarbene Gattin schläft währenddessen brutzelnd wie immer auf der Nachbarliege. Ebenfalls immer in der prallen Sonne. 
Im Badeanzug.
Einer wird seine Freude daran haben, der Hautarzt, und ich bin bestimmt nichts weiter als verklemmt...
Gemeinschaftliche Handmassage stand schon auf dem Bordprogramm, auch Gästemodenschau für Damen- und Herrenoberbekleidung.
Vielleicht ist nächste Woche ja Gästeschau für Unterwäsche geplant?


Jetzt aber wieder zurück zum Bordalltag, es ist dunkel, alle sind satt und zufrieden. Die Abendshow kann beginnen.
Früher war Boysie White bei den Harlem Gospel Singers, heute Abend hat er auf der Albatros für uns gesungen.


Seit er an Bord war, hat er mich schon desöfteren zum Schmunzeln gebracht.
Man hatte ja keine Ahnung, was dieser Witzbold hier vorhatte.
Er spazierte mit Vorliebe über die Decks, bewaffnet mit seinem Selfiestick. Ohne hat er sich gar nicht vom Fleck bewegt.
Es gibt wohl kaum eine Pose, in der er sich nicht selbst seine blütenweißen Zähne gezeigt hat.
Gelegentlich zog er noch einen Menschen von der Besatzung mit ins Bild.
Erschöpft hat er sich dann dem Buffet gewidmet, um danach eine Liege im Abseits zu suchen.
Jetzt kommt der Himmel dran, die Wolken folgen und dann sein eigenes Gesicht, wie es die Wolken anschaut.
Kaum zu glauben, er kann den Stick auch aus der Hand legen und sich mit Stöpseln in den Ohren berieseln lassen.
Auf das Abendprogramm war ich dann gespannt und überrascht, dass er auf der Bühne viel älter und auch figürlich anders wirkt, als in seinen überdimensionierten Shorts, T- Shirts und Baseballschuhen. 
Seine Darbietungen waren nett, wenn auch nicht überwältigend, guten Applaus hat er jedenfalls bekommen, außer von dem Paar namens Stockfisch, die applaudieren nämlich grundsätzlich bei nichts und niemandem.

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