Samstag, 6. Februar 2016

Musik am Platz

Es ist Samstag.
Der Greenmarket wird aufgebaut wie an jedem Tag, aber schon gegen 10 dringt laute Musik zu uns herauf.


Die Menschen sitzen entspannt in den Straßencafés, und die Kinder geben ihr Allerbestes. Es ist unglaublich, wie lange sie das Tanzen und Singen durchhalten und wie energiegeladen sie sind.


Ihr Sammeltöpfchen füllt sich ein bisschen. Meiner Meinung nach hätten sie deutlich mehr verdient für ihre Leistung.


Es ist schwer, sich bei einem derartigen Platz in der ersten Reihe aus dem Saal zu begeben. Das hat man ja nicht alle Tage, stundenlange afrikanische Lifemusik frei Haus!


Aber irgendwann müssen wir uns losreißen und unsere Füße benutzen.


Durch Zufall treffen wir Gerdi, die in unserer Gruppe war und auch noch in Kapstadt ist vor unserer Haustür und ziehen zu dritt los.

Es ist warm, in der direkten Sonne natürlich heiß, aber angenehm windig.

The Company's Garden gilt als der schönste Park Kapstadts, der liegt nicht weit entfernt.
1652 wurde er als Gemüsegarten des Herrn van Riebeeck erwähnt.
Hier stehen viele Denkmäler berühmter Persönlichkeiten und einige der schönsten Gebäude rahmen ihn ein, u.a. auch das House of Parliament.





Die St. George's Cathedral steht in Eingangsnähe und stammt von 1901. In ihr predigte der spätere Nobelpreisträger Erzbischof Tutu immer wieder gegen die Apartheid.

Mehrere sicher sehenswerte Museen sind in Reichweite, aber nicht alle am Samstag Nachmittag geöffnet oder schon geschlossen.

Es findet gerade ein Farmers Market statt, der aber kaum Besucher anlockt. 


Ob die Leute tatsächlich alle an die Waterfront strömen?
Wer kauft dann diese wunderschönen Proteasträusse?


Wir trinken einen Kaffee unter alten Bäumen und essen einen leckeren Knoblauchsandwich.

Kinder planschen im Teich, der in Zeiten der Apartheid genau wie der ganze Park für Farbige streng verboten war.


Lediglich zum Arbeiten bekamen sie Eintritt, auch zum Herumspazieren als Kindermädchen mit den Kindern ihrer weißen Herrschaften. Absitzen war ihnen nur auf den für Nichtweiße reservierteren Bänken erlaubt. Ansonsten hatten sie zu stehen.

Am oberen Ende der Baumallee 


kommen wir zum altehrwürdigen Mount Nelson Hotel, das 1899 eröffnet wurde.


Es liegt wunderschön am Fuße des Tafelbergs und wird liebevoll Pink Lady genannt.


Im Garten blühen die üppigsten Hortensienbüsche, die ich je gesehen habe. Die derzeit angeordnete Wassersparverordnung betrifft das Hotel wahrscheinlich nicht.


Auch Frangipanibäume, Dahlien und riesige Hibiscusbüsche stehen in voller Blüte.


Für Montag haben wir einen Termin zum Tee ausgemacht. Es ist schwer, einen Wunschtermin zu bekommen.
Wir haben ja schon einen Blick auf das Angebot geworfen und sollten sinnvollerweise bereits heute schon mit Hungern für Montag anfangen...


Ausgerechnet das am weitesten entfernte Museum haben wir uns ausgesucht, und das ist geschlossen.
Auch die Geschäfte sind überwiegend zu. Längere Öffnungszeiten gibt es nur an der Waterfront.
Es sollte ins District Six Museum gehen, wo ein besonders interessanter Teil Kapstädter Geschichte gezeigt wird.
1867 gegründet, entwickelte sich der District 6 zu einem multiethnischen Zentrum, das der Apartheidsregierung ein großes Dorn im Auge war und Ende der 60/er Jahre mit Gewalt platt gemacht wurde. Eine lange Geschichte...
Entschädigungsdiskussionen und Wiederaufbau werden bis heute diskutiert.


Auf dem Weg zum District 6 strahlt hinter uns immer noch der Tafelberg in schönstem Licht.
Genauso strahlend kann das neue Lächeln sein, wenn man sich endlich die Zähne richten ließe.

Sowohl der Gebissladen hat geöffnet, als auch der Friseur.


Es ist Zeit für eine Pause. Am Markt geht es ohne Musik sehr gemächlich zu. Zwar springen einige Händler sofort auf, wenn man einen etwas längeren Blick auf ihre Ware wirft. Die Mehrzahl ist jedoch in das Smartphone versunken.


Unsere Unterkunft erstrahlt wieder einmal im Abendlicht und ich bestelle mir im Hotel gegenüber ein Taxi zum Flughafen  für 6 Uhr morgens, am Dienstag...


Aber erst einmal kosten wir die Kapstädter Lokale weiter aus.
Unser Reiseleiter hatte uns das Addis in Cape empfohlen, ein äthiopisches Restaurant. Die Longstreet liegt um die Ecke, also nichts wie hin.


Man sitzt im 2.Stock auf kleinen Holzstühlen, die bequemer sind als sie aussehen. Sobald man Platz genommen hat, wird der Deckel entfernt, der den kleinen runden Tisch abdeckt.


Es wird traditionell mit der Hand gegessen, die einem vorher gewaschen wird.


Die Vorspeise wird mit hauchdünnem knusprigen Brot gereicht.


Die Hauptspeisen befinden sich in Minischälchen, die der Kellner alle auf den riesigen weißen Fladen kippt.


Im Schälchen nebendran liegen Rollen, sehen ähnlich aus wie elastische Binden oder Erfrischungstücher.
Weit gefehlt!
Aus dem gleichen Teig, aus dem der weiße Fladen besteht, sind Rollen gemacht. Die nimmt man sich, reißt ein Stück ab und nimmt sich damit das Essen. Wer ganz viel Hunger hat, kann den Riesenfladen auch noch aufessen. Wir haben nicht mal alle Rollen geschafft.

Wir kamen schon um 19 Uhr. Als wir gingen, war es rappelvoll. 


Von uns gibt es die maximale Punktzahl für das Lokal !
Morgen testen wir weiter. Wir haben einen Termin zum Sonntagsbrunch im altehrwürdigen Winchester Mansions, direkt am Meer in Seapoint.

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