Donnerstag, 31. Dezember 2015

Über dem Wind - Mindelo

Den ersten Tag des Jahres 2016 verbringe ich auf der Ilha de Sao Vicente.
Das Schiff legt an in Mindelo, der Inselhauptstadt. 
Direkt gegenüber liegt die Aida Cara. Zu meiner Überraschung ist sie nur unwesentlich größer als die Albatros.


Das Publikum total anders. Dort bucht man mit oder ohne  Kind und/ oder Kegel. Entsprechend niedriger als bei uns ist das Durchschnittsalter. 
Das Jahr beginnt ruhig, erst nach dem Mittagessen wird es Zeit für einen Ausflug.
Zwar stimmt die Ausflugsbeschreibung nur zum Teil mit der tatsächlichen Durchführung überein, trotzdem ist das Ganze ein echtes Erlebnis.


Mit 7 Geländewagen geht es durch Mindelo, dann über eine gepflasterte Straße, die rasch in eine Rüttelpiste übergeht.


Erstes Ziel ist ein Strand mit fast schwarzem Sand auf der einen und hellem auf der anderen Seite.


Die Brandung ist heftig, und landeinwärts sieht man nichts als vulkanisches Gestein, 


braune Vulkankegel und unterschiedlich geformte Bergkuppen in den verschiedensten Farbtönen. Nur das Grün fehlt.


Erdgeschichtlich sei dies der ältere Teil der Insel, Millionen Jahre alt.


Auf dem Boden vertrocknet eine Art Kürbispflanze, deren tennisballartige Früchte selbst den Tieren zu bitter seien. 


Ein einziger Busch mit Blüten, ovalen Früchten, sowie fleischigen Blättern ist in Sichtweite und ein einziger Baum.


Einsteigen, Durchschütteln bis zum nächsten Stopp...

Einige der wenigen Stellen der Insel, an der etwas Landwirtschaft möglich ist, sieht man auf dem Bild unten.
Ein paar Windräder drehen sich im Rhythmus der Insel.


Und wieder ist Küste angesagt, fast zu Füßen des Kraters des Viana.


Rundum viele Gewächse, die von weitem aussehen wie Heidekraut. Bei näherem Hinsehen bestehen die vermeintlichen Blüten jedoch aus winzigen Perlen in Weiß, Grün und Rosa, außerdem entdecke ich ein weiteres, sehr zartes Gewächs.



Der Boden ist übersät mit würfelartigen Gesteinsbrocken vom letzten Vulkanausbruch vor tausenden von Jahren. Wir befinden uns jetzt im erdgeschichtlich jüngeren Teil der Insel.
Der Boden ist eigentümlich weich, man geht wie auf Moos. Dreht man einen Brocken zur Seite, so kommt eine staubig trockene, dunkelgelbe Ascheschicht zum Vorschein.

Leider scheint das Wort Umweltschutz hier noch wenig zu bedeuten. Obwohl die Gegend extrem abgelegen ist, wird sie zum wilden Entsorgen von Glasflaschenmüll benutzt. Zumindest die Mülltrennung scheint bei dieser Materialkategorie ja zu funktionieren.

Man glaubt es kaum, aber die Piste wird immer abenteuerlicher. Das Fahren auf diesen Strecken erfordert laut unserem jugendlichem Fahrer einen Extraführerschein.


Das Fischerdorf Calhau scheint fest zu schlafen. 


Heute wird an vielen Orten der Welt der erste Tag im neuen Jahr gefeiert. Hier ist nichts davon zu spüren.
Immerhin bieten die 5 Fischerboote einen kleinen Farbtupfer.


Mittlerweile verschwindet die Sonne hinter den Bergkuppen. Wir düsen auf einer super asphaltierten Straße der Küste entlang,


um eine kleine Sandüne zu fotografieren, die sich im trüben Licht vor der Landzunge mit ihrem Städtchen im Hintergrund erhebt.


Zurück in Mindelo steigen nur 3 Menschen aus, der Rest lässt sich sofort aufs Schiff bringen.

Meine Neugierde lässt mir wieder einmal keine Ruhe und so bin ich ich natürlich bei den Dreien dabei.

Es ist noch hell und der sogenannte Palast lädt ein zu einer Ausstellung über die berühmte kapverdische Sängerin Cesaria Evora.


Der Herr, der mir für 2 $ die Eintrittskarte verkauft, lädt mich gleich ein. Es sei doch schön hier auf den Kapverden, ich solle zu ihm ziehen. Ich verspreche ihm, es mir bis zu meinem nächsten Besuch der Insel zu überlegen.


Dann drehe ich noch eine kleine Runde in Mindelo. Die meisten Geschäfte sind geschlossen, aber Lokale haben offen, und mit zunehmender Dämmerung füllen sich diese, genau wie die Straßen.
Wifi gibt es gratis, also schwelge ich bei einer Fanta endlich mal wieder im Netz.

Als ich rauskomme, ist es stockdunkel.
Auf den Straßen ist viel los. Über Kinder- oder Babymangel wird man sich hier nicht beklagen können. Eher dann über das Los, was man hat, wenn man ohne Arbeit viele hungrigen Münder satt kriegen muss. Viele Frauen sind allein erziehend, und die Lebenshaltungskosten sind hoch. 
Auf einem freien Platz scheint mir alles versammelt, was Beine hat. Es herrscht eine Art Festtagsstimmung. Mittendrin werden die Kinder vor der Weihnachtskrippe fotografiert.
Lange halte ich es nicht aus, da ich alleine bin, noch mit meinem Rucksack versehen und mich so nicht im Halbdunkelgewühle bewegen möchte. 
Um 20 Uhr erreiche ich das Schiff. Die Aida macht sich gerade zum Ablegen bereit, und ich stürze mich auf die Reste vom Abendbuffet.



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