Donnerstag, 31. Dezember 2015

El Hierro - eine Überraschung


Um 7.30 legt die Albatros im Hafen von El Hierro an,


und um halb 9 sind 5 Busse voll mit Kreuzfahrern schon auf den kurvigen Straßen der Insel unterwegs.
Wir haben einen Deutschen als Reiseleiter, der hier schon 16 Jahre lebt und ein großes Wissen über die Insel hat.
Er erzählt eine Menge über Flora und Fauna, wirbt für Wanderurlaub und empfiehlt die Gewässer um die Insel als wunderbares Tauchrevier.
Sowohl hier, als auch auf Gran Canaria gibt es noch wenige Exemplare eine 60-80 cm langen Riesenechse, die schon als ausgestorben galt.
Vögel gebe es nicht allzu viele, das läge an der geographischen Lage der Insel, meint er.
Bei der Ankunft wirkt El Hierro wie ein großer felsiger Berg im Meer, außer Wasser und Steilküste gibt es vom Schiff aus kaum etwas zu sehen.
Der Bus schraubt sich den Berg empor bis zur Inselhauptstadt Valverde.
Mangels wichtiger Sehenswürdigkeiten und Zeitknappheit wird nicht angehalten, sondern es geht gleich weiter zu einem tollen Aussichtspunkt, von wo aus man bis zum Strand und dem einzigen Hotel der Insel blicken kann.


Unterwegs sieht man teils bis zu Baumgrösse herangewachsene Erika, hier Baumerika genannt.
Beliebt ist das Holz zum Befeuern des Herdes, da es lange, sehr heiß und vor allem fast qualmfrei verbrennt.


Es wachsen hier üppige kanarische Zedern und Vieles, was ich mir so schnell nicht merken kann.
Das Unglaubliche ist, dass wir alsbald durch einen ausgedehnten Kiefernwald fahren, den ich hier ganz und gar nicht erwartet hätte. 


Die Kanarische Kiefer besitzt ein ganz besonderes genetisches Material, das sie bei Feuer schützt. Sie kann 45 min lang bei 600 Grad Hitze überleben, indem sie  die äußere Lage ihrer lamellenförmigen, besonders dicken Rindenschicht im Notfall abwirft. Trotzdem sind 20% der Kiefern 2007 bei einem verheerenden Brand kaputt gegangen.

Die Kiefer wächst schnell, kann bis zu 300 Jahre alt werden. 
Im Gegensatz zur Europäischen Kiefer und den meisten Kieferarten bestehen ihre Nadel aus 3 und nicht 2 Teilen und sind besonders lang.


Dies ermöglicht ihr, die Passatwolken ertragreicher zu "melken ". Das Wasser an 3 Nadeln tropft üppiger ab, versickert im Boden und führt ihr denn über die Wurzeln die Feuchtigkeit zu. 
Das Phänomen des Melkens könne man an feuchten Tagen, wenn die Passatwolken festhingen, in Form eines Sprühregens wahrnehmen.
Zusammen mit der absolut reinen Luft auf der Insel gedeihen im gleich sich anschließenden Märchenwald üppig von den Kiefern herabhängende Bart- und Korallenflechten. 
Wir sind mittendrin einem Mischwald aus Kiefern und Gargelbäumen. Falls ich es richtig verstanden habe, ist letzter ein busch- und baumartig gedeihendes Myrthengewächs. 
Aussteigen ist leider zeitlich nicht drin, es wartet nämlich schon die nächste Attraktion der Insel. 

Auf einem riesigen Waldfestplatz mit Grillstation dürfen wir die frische Luft atmen und zwischen hohen Kiefern herumspazieren, bevor die Landschaft sich wieder dramatisch ändert.
Es geht durch Gegenden, die eher an Irland und Schottland erinnern, als an eine Insel im Meer, die Afrika bedeutend näher liegt als Europa. 
Sorgsam aufgeschichtete Steinmauern durchziehen die Weiden. 


Diverse kleine Berge ragen aus der Hochebene empor. Das sind die Überreste der vielen kleinen, jüngeren Vulkanausbrüche. Der Hauptausbruch liegt wohl 2 Millionen Jahre zurück, der jüngste spielte sich 2011 ab, begleitet von Erdbeben. Er entließ seine Lava ins Meer, stoppte 70m unterhalb der Meeresoberfläche.

Schwarze und weiße Kühe glotzen neugierig den Bussen hinterher, wobei die weißen so blass aussehen, dass sie fast wie mit Schweinegesichtern daher kommen. Hauptsache man kann sie auf dem jährlich stattfindenden Viehmarkt auseinander halten...
Kaninchen werden für den eigenen Herd gejagt mithilfe vom familieneigenen  Frettchen. Die Kaninchen für den Export werden gezüchtet.
Aber auch Ziegen- und Schafherden sind unterwegs, um die Wirtschaft (Käseküchlein) am Florieren zu halten. Der Export auf die anderen Inseln soll boomen.
Erfolgreich und intensiv angebaut werden tropische Früchte wie Ananas, Bananen. Aber auch Gemüse und Kartoffeln gedeihen auf der fruchtbaren vulkanischen Erde gut. Sogar Streuobstwiesen gibt es hier und eine üppige Produktion von Trockenfrüchten.
Aber auch an den verschiedensten wohlriechenden Kräutern mangelt es nicht. Einiges davon wird im Bus auf die Runde geschickt. In Erinnerung bleibt mir nur der wilde Zitronenthymian.

Während auf den anderen kanarischen Inseln der Tourismus Haupteinnahmequelle ist, so sind es hier die landwirtschaftlichen Produkte. 
Zum Wachsen der Bevölkerungszahlen reicht das aber nicht.
Nach den Beben 2011 haben noch mehr Einwohner die Insel verlassen, sodass es derzeit nur noch ca 6000 sind. 
Maximal 50 Touristen pro Monat werden gezählt. Dazu kommen die Kreuzfahrer, und wir waren das dritte Schiff in diesem Jahr, das diese wirklich sehenswerte Insel anlief.
Oft liegt die Insel im Nebel, wir hatten wohl ein Traumwetter.
Bei einem erneuten Stopp kann man  einen steilen, steinigen Pfad abwärts gehen, und schon wähnt man sich im Gebirge einerseits,


 bei gewendetem Blick ist man gleichzeitig hoch oben über dem Meer.


Der bereits verstorbene Künstler Cesar Manrique hat ein Lokal in den Felsen hinein bauen lassen, 


in dem man bei lokalen Köstlichkeiten dramatische Ausblicke genießen kann.


Eine der diversen Spezialitäten ist ein Käseküchlein, das aus dreierlei Milch hergestellt wird. Es wird serviert mit Honig und Feigen. Der Geschmack der Ziegenmilch kommt für meinen Gaumen erst nach dem dritten Biss durch, Kuh und Schaf haben sich dezent im Hintergrund gehalten. Ich glaube, ich könnte ein Fan davon werden.
Abwärts geht es dem Hafen entgegen, das Drachenbaum -Wahrzeichen der Insel- lässt sich blicken und ein Kunstwerk zu Ehren einer Prozession, die hier alle 4 Jahre stattfindet.


Da die Insel ein absolutes Wassermangelgebiet ist, findet diese Prozession in Erinnerung an frühere gute Erfolge durch Anbetung einer speziellen Jungfrau Maria statt.
Ureinwohner El Hierros sollen wie auf Gran Canaria Berberstämme sein, von denen etwa 30 in Höhlen gelebt hätten.
Die "Bimbaches" seien ein friedliebendes Volk gewesen, das die Spanier nur mit Hilfe einer List erobern konnten.
Wegen des Wassermangels waren die Ureinwohner auf die regenwasserfiltrierenden Eigenschaften des Heiligen Baumes angewiesen. 
Sobald die Spanier das Geheimnis dieses Regenbaumes kannten, war das Ende der Bimbaches besiegelt. Mehrere hundert Liter Regenwasser können aus dem Baum heraus sickern und in Gefäßen gesammelt werden.


Die ursprünglichen Häuser auf der Insel sind wie ein Kubus gebaut mit flachem Dach, ohne Fenster, mit nur einer Tür. Die traditionellen Häuser haben auch jetzt noch dunkle Ecksteine, während der Rest gekalkt ist.
Seinen benötigten Strom produziert El Hierro mithilfe von Windrädern und einem Pump-Speicher-Kraftwerk, welches mit entsalztem Meerwasser arbeitet, was ihr den Titel "Insel der Zukunft " eingebracht hat.
Im Hafen werden Souvenirs verkauft, besonders schön sind die Lavaketten, mir leider zu kurz...
Ziemlich zum Schluss gehen 2 Leute mit Klapprädern an Bord. Die Räder haben sie ihren Packtaschen neben dem Koffer mitgebracht und sind nun ihre eigenen Ausflugsanbieter. Praktisch gedacht.


Abfahrt vom Puerto de la Estaca auf El Hierro in Richtung auf die Kapverdischen Inseln.






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