Samstag, 26. Dezember 2015

Pflegeheim mit Arztbegleitung

Rita meint, eigentlich sei hier Vieles wie in einem Pflegeheim.
Ein bisschen stimmt es, ein bisschen ist diese Aussage natürlich auch übertrieben. Und so konnten wir diskutieren, ob wir in dem Zustand  und Alter mancher Passagiere noch eine derartige Reise machen würden. 
Beide waren wir überzeugt, dass wir dann nicht mehr reisen würden. Klar war uns aber auch, dass man so eine Frage erst beantworten kann, wenn es soweit ist, dass sie sich stellt.
So habe ich einen zwischen den Fahrstuhltüren  eingeklemmten Krückstock erlebt, der bei seiner Besitzerin Panik auslöste. Oder einen, vom Schlaganfall schwer gekennzeichnete Mann, der nur mit Hilfe eines ihm fremden Gastes von der Couch hochkam, um sich dann ohne Gehilfe mit großer Mühe fort zu bewegen. 
Bei diesem Seegang sicher zu laufen ist für jeden Passagier ohne Einschränkungen schon ein Kunststück.
Der Altersdurchschnitt liegt geschätzt bei 70, insgesamt tummeln sich hier wohl Reisende zwischen 55 und 90.
Ein Grund zum Daheimbleiben und dort Trübsal zu blasen ist das Alter sicher nicht! Im Pflegeheim ist dazu Zeit genug!
Ich kann nur sagen, alle Achtung vor den alten und gebrechlichen  Menschen, die sich noch hinaus in die Welt wagen!
Schade für den, keine Träume mehr hat. Der Clown hat sie noch...


Am 2. Tag der Reise lud der Schiffsarzt zu einem Kennenlernen ein. Ein etwa 75- jähriger Gynäkologe und ich waren die einzigen, die sich einfanden. Eine knappe Stunde haben wir mit nettem, teils recht informativem Smalltalk verbracht. Dann habe ich wegen aufkommender Übelkeit die beiden Herren alleine gelassen. Übelkeit wegen des Wetters natürlich!


Dafür habe ich mir aber ein paar Tage später die ganze Abteilung, d.h. die Arztpraxis und das sogenannte Schiffskrankenhaus zeigen lassen.



Große Medikamentenvorräte sind vorhanden, Röntgen, Ultraschall und weitere Untersuchungsmöglichkeiten. Außerdem 2 Betten, 2 Schwestern und natürlich der Herr Doktor mit seinen goldenen Abzeichen.
Notfalls können sie sogar veranlassen, dass ein Hubschrauber einen Patienten abholt. Natürlich hängt das von verschiedenen Faktoren ab, und unkompliziert ist es auch nicht. Ein Hubschrauber müsste nämlich über dem Schiff schweben, und der Patient würde über ein herabgelassenes Seil nach oben befördert. 
Am Tag 10 der Reise habe ich schon von einem Armbruch, einem Herzinfarkt und einem Krankenwagen an der Mole mit Belegung durch unbekanntes Ereignis gehört.
Diese Reise sei von den Johannitern empfohlen worden, als Tour, die man auch mit Handikap buchen könne. 
Das berichtet eine unserer "Tischdamen", nicht ohne sich gleichzeitig über die Anzahl der weniger Beweglichen zu beklagen, die ihrer Meinung nach durch diese Werbeaktion noch vergrößert worden sei. 
Der Doktor bekommt so wenigstens keine Langeweile.






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